|
Kilimanjaro-Expedition
mit 360° Panoramabildern
Vorbemerkung:
Die in Flash-Dateien verpackten 360° Panoramabilder musste ich leider entfernen, da Adobe den Flash-Player ab dem 12. Januar 2021 nicht mehr unterstützt.
 |
In den Herbstferien
2005 begannen wir, zwei Frauen und fünf Männer, eine Expedition,
nämlich die Besteigung des Kilimanjaro. Schon sehr lange zuvor
hatten wir dieses anfänglich nur als Schnapsidee gedachtes
Unterfangen diskutiert und uns schliesslich letzten Dezember definitiv
dazu entschieden, dass auch wir zu jener erlauchten Gesellschaft
gehören möchten, welche sagen kann, sie hätte den
Kilimanjaro erfolgreich bestiegen.
So flogen wir
per SWISS LX292 von Zürich via Nairobi nach Dar es Salaam.
Mit der Air Tanzania landeten wir anderntags auf dem Kilimanjaro-Flughafen,
der zwischen den beiden Städten Arusha und Moshi im Norden
Tanzanias liegt. Ein Bus holte uns ab und brachte uns nach Marangu.
Dies ist ein grösseres Dorf welches in südöstlicher
Richtung am Fusse des Kilimanjaro-Massivs liegt. Dort logierten
wir im Kibo-Hotel, wie einst in ferner Vergangenheit Ex-Präsident
Jimmy Carter.
|
Am
5. Oktober 2005 war es endlich so weit: Wir begannen die Besteigung des
höchsten Berges von Afrika! Nach allen Formalitäten am Marangu-Gate
zum Kilimanjaro-Nationalpark (1800m ü. M.) führte uns die erste
Etappe der Marangu-Route durch Urwälder hinauf zu den Mandara-Hütten
auf ca. 2700m ü. M. Wir waren stets die langsamste Gruppe und wurden
von zahlreichen schnelleren Gipfelstürmern überholt. Nun, wir
wollten alles richtig machen und gingen den Berg so an, wie wir es tausendfach
in guten Tipps vernahmen, nämlich "pole pole" (langsam).
"Wenn ihr zu schnell lauft, schwitzt ihr zuviel und habt dann oben
auf 5000m zuwenig Wasser im Körper", hiess es etwa, oder "trinkt
unbedingt genug Flüssiges!" meinten unsere drei einheimischen
Bergführer. Für sie schienen diese Regeln allerdings nicht zu
gelten!

Panorama
vom Maundi-Krater, kurz nach den Mandara-Hütten
Unser
Gepäck wurde von vierzehn Trägern jeweils von Hütte zu
Hütte getragen. Es beeindruckte uns sehr, zu sehen, wie die Träger
über 20 kg auf dem Kopf balancierten, zusätzlich einen Rucksack
umgeschwungen hatten, in der rechten Hand eine schwere Tasche schleppten
und gleichzeitig mit einem dröhnenden Radio in der linken Hand gutgelaunt,
zu Bongoman-Musik tanzend, in einem rasenden Tempo den Berg hinauf rannten
- anders kann man das gar nicht beschreiben! Wir trugen bloss einen Tagesrucksack
mit zwei Wasserflaschen, vielleicht noch einer Jacke und einem Lunchpaket,
welches wir jeden Morgen vor dem Start von unseren Bergführern erhielten...

Panorama
unterwegs zwischen den Mandara- und den Horombo-Hütten
Nach
fünf Stunden erreichten wir müde diese Mandara-Hütten,
da hatte unser Küchenchef und sein Küchenjunge bereits einen
warmen Tee mit Popkorn und das anschliessende feine Abendessen hergerichtet!
Alles war wirklich perfekt organisiert, man merkte, dass das Bergführerteam
solche Besteigungen nicht zum ersten Mal durchführte! Wir verbrachten
die Nacht in der ältesten Hütte der Mandara-Anlage, in einem
Zehnerzimmer, ausgestattet mit Kajütenbetten und Matratzenlager.

Panorama
unmittelbar vor den Horombo-Hütten
Der
zweite Tag führte uns zuerst zum kleinen Maundi-Krater, den wir gleich
einmal nach dem Regenwald erreichten. Weiter ging es durch Buschlandschaften,
bis wir nach sieben Stunden die Horombo-Hütten (3700m ü. M.)
erreichten. Dort logierten wir in kleinen, von Norwegern erbauten Sechserzimmern.

Panorama
Horombo-Hütten
Nun folgte unser Ruhetag, bei welchem wir einen Spaziergang von drei Stunden
bis zum Zebrafelsen und wieder zurück nach Horombo unternahmen. Wir
waren uns darüber einig, dass dieser Ruhetag äusserst sinnvoll
war, um uns an die grosse Höhe der Kilimanjaro-Besteigung zu gewöhnen.

Panorama
beim Zebrafelsen, oberhalb der Horombo-Hütten (4050m)
Bald
kehrten wir zurück zu den Horombo-Hütten. Sobald die Sonne hinter
dem Horizont verschwand herrschte auf nunmehr 3700m ü. M. bittere
Kälte! Auch das Quellwasser, mit welchem man sich in einem Raum mit
Lavabo notdürftig etwas waschen konnte, war wohl temperaturmässig
nur wenig über dem Gefrierpunkt, so dass sogar das Händewaschen
zu einer Qual wurde.

Panorama
der Senezienbäume, oberhalb der Horombo-Hütten
Am
vierten Tag verliessen wir die Horombo-Hütten und zogen weiter durch
die Senezienwälder, vorbei an der letzten Wasserstelle, bis wir zum
ersten Mal in der grossen Moorlandschaft den mächtigen Kibo zu Gesicht
bekamen.

Panorama
vor dem Hochmoor zwischen Kibo und Mawenzi
Aber
auch der im Vergleich zum Kibo winzige Mawenzi durfte sich durchaus sehen
lassen! So langsam wurde die Luft spürbar dünner. Unsere Schritte
wurden nochmals langsamer und da und dort machten sich die ersten Höhenprobleme
bemerkbar.

Panorama
im Hochmoor zwischen dem Kibo und dem Mawenzi
Schliesslich
erreichten wir nach sieben Stunden die Kibo-Hütte (4700m ü.
M.). Allerdings hatten es die letzten 100 Höhenmeter wirklich in
sich! Wiederum gab es zuerst Tee zu trinken, dann folgte ein bescheidenes
Nachtessen. Wir wussten aber alle, dass es in dieser Nacht wohl nicht
viel zu schlafen geben würde, denn um elf Uhr wurden wir bereits
wieder geweckt. Wir standen auf und liessen unsere Teeflaschen auffüllen.
Nun mussten wir uns wirklich warm anziehen, denn die qualvollste, kälteste
Etappe stand vor uns. Zwei von uns sieben mussten wegen der auftretenden
Symptome der Höhenkrankheit das Kilimanjaro-Unterfangen aufgeben.
Immerhin befanden wir uns jetzt höher als jeder Schweizer Berg hoch
ist (Dufour-Spitze: 4634m)!

Panorama
der Kibo-Hütten
Um
Mitternacht, nach einem kurzen Schlummern, begann also der fünfte
Tag - der so genannte Gipfeltag - mit dem sehr steilen Aufstieg durch
Kies und Geröll auf den Kibo. Es mag gut und gern -25°C kalt
gewesen sein, so genau wussten wir dies nicht. Aber wenn man sechs Stunden
lang aufwärts läuft, sich immer bewegt, ausgerüstet mit
drei Lagen Funktionswäsche, einem Pullover, einer Trainerjacke, einer
Fliesjacke und einer dicken Winter-Windjacke, und an den Beinen mit zwei
Lagen langer Funktionsunterhosen, einer Trainerhose und einer hochwertigen
Berghose, selbstverständlich mit einer guten Mütze auf dem Kopf
und wirklich dicken Fausthandschuhen, und wenn man dann immer noch nicht
richtig warm hat, so könnte es gut noch kälter gewesen sein!
Um ehrlich zu sein, diese sechs Stunden waren wirklich eine Qual! Die
Luft wurde auch immer dünner und mit jedem Schritt rutschte man wieder
einen halben Schritt zurück. Dazu trat in dieser klirrenden Kälte
noch eine scharfe Bise auf, und müde waren wir auch. Das ging wirklich
an unsere Substanz! Wir dachten oft zurück an die wirklich schönen,
lockeren Tage, welche wir bisher am Kilimanjaro verbrachten, und nun wurde
es so monoton und trostlos! Jeder sah mit seiner Stirnlampe nur noch die
Füsse des Vordermannes, und diese sechs Stunden wollten und wollten
einfach nicht vorbei gehen!
Endlich wurde es rot am Horizont, und da wussten wir, dass es nicht mehr
lange dauern konnte, denn die Dämmerung ist bekanntlich in Äquatornähe
nur von kurzer Dauer. Auf den letzten 20 Höhenmetern ging der Weg
an grösseren Felsbrocken vorbei, und gerade als uns die Sonne mit
ihrem ersten Morgenstrahl begrüsste, erreichten wir den Gillman's
Point. - Der Kilimanjaro war bestiegen! Völlig erschöpft, aber
glücklich taumelten wir, etwas unsicher auf den Beinen, um das Holzschild
welches den Bezwinger mit "Congratulations" begrüsste.
Wir waren überrascht, wie wenig Platz sich uns auf diesem Punkt bot!
Item: Wir hatten den Gillman's Point mit seinen 5681m ü. M. geschafft
und gleichzeitig mit der Berührung des Kraterrandes den Berg der
afrikanischen Berge bestiegen!

Panorama
zwischen Gillman's Point und Uhuru-Peak
Die
Verschnaufpause auf dem Gillman's Point war nur von kurzer Dauer, denn
die Zeit, in welcher man sich in Höhen über 5300m aufhalten
sollte, ist limitiert. So stellte sich uns sehr bald die Frage, ob wir
fünf weiter auf den Uhuru Peak steigen sollten oder nicht. Schliesslich
lief ich mit einer Studienkollegin aus Luzern weiter Richtung Uhuru Peak.
Die anderen drei mussten wegen der grossen Höhe aufgeben. Da sich
die Landschaft seit dem Gillman's Point radikal verändert hatte und
jetzt nicht mehr nur die eintönige, mondlandschaftähnliche Geröllgegend
zu sehen war, gestaltete sich der Weg auf das Dach Afrikas recht abwechslungsreich.
Allerdings dauerte
es zwei Stunden, bis wir nach den vielen kleineren Gipfeln endlich den
höchsten aller Gipfel in erreichbarer Nähe sahen. Bei jedem
abwärts- und geradeaus laufen wurden unsere Schritte schneller, aber
wenn es auch nur ein bisschen aufwärts ging, liefen wir wieder im
mittlerweile gewohnten, höchst gemächlichen Schneckentempo weiter.
Schliesslich begrüssten uns schlicht einige Schilder, ähnlich
wie auf dem Gillman's Point, mit "Congratulations".

Panorama
Uhuru Peak, Kilimanjaro (5892m), höchster Punkt Afrikas
Dieser Uhuru Peak (Gipfel der Freiheit) war aber überhaupt mit nichts
vorher zu vergleichen: "You are now at Uhuru Peak, Tanzania, 5895m.
amsl. Africa's highest point. World's highest free standing mountain.
One of world's largest volcanoes. Welcome." Wir hatten es geschafft!
All die Strapazen, welche wir erlitten hatten, das grosse lange Warten,
um dieses eine Ziel mal zu erreichen, waren mit einem Mal vorbei! Wir
waren am Ziel, obwohl ich weder sportlich bin noch übermässig
viele Wandertouren gemacht habe, und ich mir die ganze Besteigung eigentlich
nie so richtig zugetraut hatte, nachdem ich aber bereits 32 mal nach Afrika
gekommen bin, endlich auch mal ganz oben zu stehen und diese Freiheit
zu geniessen - das lässt sich intellektuell gar nicht begreifen!
Das sind so Momente des Glücks, welche einen übermannen, so
ein ganz besonderer, einmaliger Moment im Leben, wenn etwas eintrifft,
was man sich so lange schon gewünscht hatte und es dann plötzlich
da ist!

Gipfelbild
auf dem Uhuru Peak (5892m), Kilimanjaro, Tanzania
Der
Himmel war so extrem tiefblau wie im Flugzeug und die Wolken waren so
weit unten, dass man sie kaum sehen konnte. Es gab entfernt riesige Eisberge
oder Gletschermassen zu sehen, und man konnte meinen, jemand habe sie
mit einem überdimensionierten Käsemesser zurecht geschnitten!
Das riesengrosse Loch des Kibo-Kraters war nicht zu sehen, aber ich wusste,
in welcher Richtung es etwa sein müsste. Ansonsten weiss ich nicht
mehr viel, nur soviel, dass wir jede Menge Gipfelfotos schossen, ich das
obige Panorama-Bild aufnahm und noch mit meinem Handy versuchte, nach
Europa zu telefonieren, weil jemand uns im Vorfeld mitteilte, dass man
sogar auf dem Uhuru Peak Handy-Empfang hätte. Dies stimmte nicht,
zumindest nicht für den 9. Oktober 2005, morgens um 8.07h.
Bald
wurden wir aber wieder mit der harten Realität konfrontiert, nämlich,
dass wir noch den ganzen Abstieg über den Gillman's Point und die
Kibo-Hütten bis zu den Horombo-Hütten vor uns hatten, und wir
uns nicht allzu lange in dieser grossen Höhe von 5892m (der Uhuru
Peak wurde vor kurzem neu vermessen) aufhalten sollten. So sammelte ich
denn noch einige wenige Vulkansteine ein. Es liessen sich eigentlich fast
nur noch ganz grosse Brocken finden. Die früheren Gipfelstürmer
hatten schon alle losen Steine als Andenken mitgenommen!
Nach
etwa einer Stunde erreichten wir wieder den Gillman's Point. Da merkte
ich zum ersten Mal, dass ich sehr erschöpft war! Ich wollte ursprünglich
auch auf dem Gillman's Point ein Panorama-Bild schiessen, aber ich war
so müde, dass ich die Energie nicht mehr aufbrachte, den Fotoapparat
und das Stativ aus dem Rucksack zu holen. Dabei lag der grösste Teil
des Weges noch vor uns! So musste ich meine ganze Energie dazu aufbringen,
den Berg wieder zu verlassen.
Der
Rest ist schnell erzählt, es ging abwärts, abwärts und
nur noch abwärts! Die Horombo-Hütten erwarteten wir an diesem
Nachmittag wirklich sehnlichst. Nach dem feinen Nachtessen gingen wir
früh am Abend zu Bett und liessen diesen überaus langen 9. Oktober
ausklingen. Am anderen Morgen wanderten wir den Rest der Strecke weiter
abwärts, bis wir dann um ein Uhr Mittags das Marangu-Tor zum Kilimanjaro-Nationalpark
erreichten.

|